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Jan: „Ihr seid so mutig“ – wirklich?

Inzwischen steht fest, dass wir keinen Zwischenmieter haben. Wir werden unsere Wohnung aufgeben – und auch unser Auszugsdatum kennen wir: am 28. Mai werden wir ein neues Kapitel in unserem Leben aufschlagen. Mittlerweile sind unsere Mittagspausen und Feierabende meist gefüllt mit irgendwelchen Vorbereitungen. Transporter buchen, mit Banken, Steuerberatern, Sparkassen und Versicherungen sprechen, Lösungen recherchieren und auf neue Herausforderungen stoßen. Die sich am Ende in der Regel überraschend gut lösen lassen. Aktuell läuft es ziemlich rund, würde ich sagen.

Immer wieder hören wir dabei einen Satz: „Ihr seid so mutig – ich würde mich das ja nicht trauen.“ Und klar, jeder hat ein anderes Verständnis und Empfinden von Mut und Risiko, aber trotzdem sind die meisten überrascht, wenn ich antworte, dass das, was wir machen und machen werden, mit Mut nicht wirklich viel zu tun hat. Eher mit planen und kalkulieren.
Denn wir haben uns sehr genau überlegt, was passieren und was schieflaufen könnte – und was wir tun können, um fast jegliches Risiko auszuschließen. Die Wohnung aufzugeben zum Beispiel klingt vielleicht im ersten Augenblick verrückt, tatsächlich aber wird es uns dadurch – und dadurch, dass wir unseren Leasingwagen abgegeben haben – finanziell bis zum Start unserer Weltreise deutlich besser gehen. Deshalb werden wir einiges zur Seite legen und unser Polster für die eigentliche Reise vergrößern können. Denn auch das Polster gibt es natürlich. Zwei Erwachsene, die Vollzeit arbeiten und (noch) keine Kinder haben: Wir starten nicht mit leeren Händen und werden auch nicht mit leeren Händen zurückkehren.

Und was ist, wenn wir nach der Weltreise nicht sofort einen neuen Job finden? Oft schimpfen wir in Deutschland über die Bürokratie, über Formulare, Anmeldungen und Regelungen – aber am Ende haben wir auch ein wirklich gut funktionierendes System. Und viele kompetente Menschen, die einem erklären, wie man sich darin zurechtfindet. Man muss zwar einiges beachten und kann eine Menge falsch machen, aber wenn man es richtig anstellt, bekommt man nach der Weltreise für den Fall, dass es bis zum Start in einen neuen Job noch dauern sollte, ab dem ersten Tag Arbeitslosengeld. Wer da mehr wissen möchte – gerne fragen. Als Pedant, der ich bin, habe ich alles fein säuberlich notiert.

Bei der Rückkehr von der Weltreise, von jeglichen finanziellen Verpflichtungen entbunden, werden wir mit diesem Geld mehr als gut zurechtkommen. Und allein die Tatsache, dass wir so eine Reise überhaupt machen können, dass wir uns damit beschäftigen dürfen, bei wem wir uns wann, wo und wie melden müssen, um nach so einer Reise im Zweifelsfall finanzielle Unterstützung zu bekommen, zeigt, wie verdammt gut es uns eigentlich geht. Und in dieses „uns“ schließe ich fast alle mit ein, die ich kenne. Ich glaube, manchmal verlieren wir ein wenig den Blick dafür, in was für einem stabilen und tollen Land wir eigentlich leben und was einem diese Tatsache für Möglichkeiten eröffnet.
So viel also zum Thema Mut, ich wollte das nur einmal gesagt haben. Und ja – es gibt auch noch andere Arten von Mut. Den Mut, sich darauf einzulassen herauszufinden, was es mit einem macht, sich auf eine einjährige Reise zu begeben. Den Mut, sich zu zweit unzähligen neuen Orten, Situationen und später Ländern und Abenteuern zu stellen. Dabei manchmal tagelang aufeinander zu hocken, weit weg von Familien und Freunden. Den Mut, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ja auseinandersetzen zu müssen, weil da nicht viel ist, das einen ablenkt. Ja, auch das ist Mut. Aber wenn ich über diese Art von Mut und Risiko nachdenke, habe ich ein breites Lächeln im Gesicht.

25. März 2022

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